Kingdom Come: Deliverance – Test / Review (PC)

Aller Anfang ist schwer

Wer erwartet, in Kingdom Come: Deliverance sofort mit einem sinnlosen Gemetzel als strahlender Held durchstarten zu können, geht mit den falschen Erwartungen an das Spiel heran. Hier startet man als Heinrich in die Welt, welcher Sohn eines Schmiedes aus Skalitz ist. Dort erfährt man nur wenig Hintergründe zu seiner Vorgeschichte, wobei man sagen muss, dass man schon bei einigen Aussagen seines Vaters genauer aufpassen sollte, um eventuell einige Details nicht zu überhören, die zu dem jeweiligen Stand im Spiel noch nicht so richtig ins Geschehen passen, sich aber im Laufe der Zeit von selbst aufklären. Grundsätzlich kann man das ganze Geschehen in Skalitz und auch noch einige Quests später durchaus als Tutorial bezeichnen. Man lernt die grundlegene Steuerung, während man Besorgungen für die Schmiede machen soll, das Kämpfen mit Waffen durch eine zwielichtige Gestalt bei einem großen Außenstall und auch den Faustkampf. Natürlich warten hier neben der Hauptgeschichte auch schon kleine Nebenquests auf Heinrich, welche wichtige, zusätzliche Gameplay-Inhalte erklären und auch extrem lustige, zum Teil wortwörtlich stinkende Videosequenzen, welche zu einer Massenschlägerei münden. Durch einen Großangriff einer Armee mit einem katastrophalen Ergebnis muss sich Heinrich auf eine Reise durch Böhmen begeben und lernt viele neue Menschen kennen und eignet sich so auch Fähigkeiten an.

Diese Geschichte führt uns relativ zeitig beispielsweise in die, für damalige Verhältnisse, große Stadt Rattay, in die Wildnis oder auch in ein Kloster und Bergbaustollen, in welcher ein “Unfall” passiert sein soll. In Kingdom Come: Deliverance bekommt man viel zu Gesicht und vor allem am Anfang kann einen dies regelrecht erschlagen. Daher geben wir Neuanfängern unter euch den Tipp, das Spiel langsam anzugehen, alles kennen zu lernen und die Geschichte und die Nebenquests zu genießen, zumal allein nur die Hauptgeschichte ca. 40 Stunden in Anspruch nimmt. Wir haben inzwischen mehr als das dreifache an Spielzeit und noch längst nicht alle Aufgaben erledigt, welche es zu tun gibt.

Aber zurück zu Heinrich. Da ihr, wie bereits erwähnt, als Sohn eines Schmieds natürlich wenig Ahnung von Schwertführung, Kämpfen und dem Bogenschießen habt, könnt ihr nicht erwarten, einen gut ausgerüsteten Banditen oder sogar einen Ritter im Zweikampf zu besiegen, geschweige denn in Unterzahl einen Kampf zu gewinnen. Nur durch viel Übung im Trainingsbereich mit einem Hauptmann und durch Praxis kann man sich nennenswert verbessern und dadurch auch bessere Rüstungen und Waffen anlegen. Im Laufe des Spiels entwickelt sich Heinrich also von einem Schmiede-Sohn zu einem wahren Ritter im Dienste seines Herren: Herr Radzig!

Heinrich, der Freund und Helfer in der Not

Wie bereits erwähnt, gibt es neben der sehr umfangreichen Hauptgeschichte auch eine Menge Nebenquests und Aktivitäten, welche es zu erledigen gibt. Hierbei handelt es sich nicht nur um Kämpfe gegen Banditen oder einfache Räuber, sondern auch Kämpfe gegen Ritter und deren Gefolge. Aber neben Kämpfen gibt es auch kleine Aufgaben zu Erfüllen. Beispielsweise möchten Vögte eure Hilfe bei der Verteilung von Arbeit, Bettler flehen euch unterwegs um Hilfe an und es gilt, Priester in der Tiefen Wildnis zu finden, welche sich aufgrund eines Todes und dem Gedanken der Schuld von Gott abgewandt haben, obwohl der Grund vollkommen hirnrissig scheint. Hier gilt es aber zu bedenken, dass zur damaligen Zeit viele Vorstellungen heute als “hirnrissig” erscheinen.

Während der Reise prügelt man sich mit Heinrich durch Kneipen, geht mit hohen Lords auf die Jagd, wird zum Heiler oder auch zum Scharlatan. Dies hängt immer ganz davon ab, welchen Weg ihr bei der Nebenquest oder der Hauptquest wählt. Während der Reise begegnet man aber allerhand Handwerkern in verschiedenen Berufen, welche es zur damaligen Zeit gab. Darunter zählen beispielsweise folgende:

  • Zuberdirnen in Bädern
  • Glücksspielern
  • Scharlatanen
  • Wirten
  • Schmieden
  • Waffenschmieden
  • Bächer
  • Händler
  • Schuster
  • Gerber
  • Jäger

Natürlich haben die NPCs in den Berufen auch für Heinrich einen Sinn. Die Zuberdirnen verlangen für ihre Dienste natürlich Geld, aber dafür waschen sie die Wäsche von Heinrich, wenn diese schmutzig ist, reinigen Heinrich in einem Zuber, versorgen die Wunden und bieten auch sexuelle Dienste, wenn man dies möchte. Letzteres bringt dem Spieler beispielsweise einen Buff für einige Ingame-Stunden, welcher das Charisma von Heinrich erhöht. Mit Spielern kann man um Gold würfeln und Scharlatane wollen den Spieler über den Tisch ziehen. Natürlich muss man auch regelmäßig den Schmieden, dem Schuster und dem Schneider einen Besuch abstatten, um seine Rüstung reparieren zu lassen, sich neue Gegenstände zu erwerben oder auch Reparatur-Kits, um die Rüstungen und selbst zu reparieren. Der Waffenschmied kann dem Spieler zwar die Waffe reparieren, allerdings ist dies sinnlos aus dem Fenster geschmissenes Geld, da man am Schleifstein sein Schwert schärfen und damit reparieren kann. Hierbei gilt es, die Geschwindigkeit des Schleifsteins perfekt einzustellen und die Klinge im richtigen Winkel an verschiedenen Stellen am Schleifstein einzusetzen. Dies kostet natürlich Ausdauer, aber diese füllt sich währenddessen schnell wieder auf.

Heinrichs Leben und Aktivitäten haben viele verschiedene, mögliche Facetten, aus welchen Gründen er manche Aktionen durchführen kann. Dies macht sich vor allem bei Gesprächen mit NPCs bemerkbar, welche es bei den diversen Quests zur Genüge gibt. Hier hat man teilweise viele verschiedene Auswahlmöglichkeiten, welche sich in folgende Möglichkeiten untergliedern:

  • Normale Antworten
  • Redekunst anwenden
  • An Treue erinnern/ Eindruck schinden
  • Drohen

Von den verschiedenen Möglichkeiten können manche auch mehrere Auswahlmöglichkeiten haben. Erst, wenn man in Redekunst gut genug ist, sieht man die Werte des Gegenübers in diesen Kategorien. Ist der eigene Wert darin niedriger als der des Gesprächspartners, schlägt die Antwort fehl und kann den Verlauf der Quest verändern. Dies gilt auch für falsche Antworten. Man soll sich nie nur nach den Werten richten, sondern auch anhand des Textes, welchen Heinrich bei einer Auswahl ausspricht. Es ist beispielsweise nie gut, einem höhergestellten Lord zu drohen. Hier sollte man eher mit Vorsicht vorgehen und eine gute Redekunst anwenden oder einfach tun, was einem gesagt wird, wobei letzteres ebenfalls für einen anderen Questverlauf sorgen kann.

Was tue ich als nächstes und wie geht’s weiter?

Diese Frage wird man sich in Kingdom Come: Deliverance mehr als nur häufig stellen, denn wenn es eines in dem Spiel nicht gibt, dann ist es Langeweile. Es gibt soviel Nebenquests, welche in unterschiedlicher Reihenfolge abgeschlossen werden können. Hier gibt es aktuell zwar noch Probleme, dass man einige Nebenquests nach anderen abgeschlossenen Aufgaben aus diversen Gründen nicht mehr abschließen kann, weil beispielsweise ein NPC fehlt oder ähnliches. Dies soll aber mit den nächsten Patches bzw. mit dem nächsten großen Patch behoben werden. Dies gilt auch für anderweitig verbuggte Nebenquests und eine Hauptquest, welche sich verbuggen kann, wenn man Pech hat. Allerdings gibt es für 99% der Quests eine Lösung, mit welcher man die Quest dennoch abschließen kann. Hier hilft es, einfach mal im offiziellen Forum vorbeizuschauen.

Neben den erwähnten Quests gibt es noch Aktivitäten. Dies ist zumindest, solange diese Aktivitäten noch aktiv sind, eine sehr gute Geldquelle, denn Groschen kann man in Kingdom Come: Deliverance nie genug haben. Diese können beispielsweise die Jagd, also das Wildern, beinhalten oder auch Taschendiebstahl und allgemeine Diebstähle, welche man für die Müller begehen soll. Allgemein kann man in dem Spiel viel stehlen. Dies gilt sowohl für den Taschendiebstahl als auch für das Einbrechen in Häuser, um diese wortwörtlich “leer” zu räumen. Die meisten dieser Aktivitäten sind nicht unendlich, daher ist es kein Problem, diese einmal anzugehen und zu absolvieren. Allerdings sind vor allem die Enden der jeweiligen Aktivitäten teilweise schwieriger, weswegen man erst einmal bestimmte Bereiche ausskillen sollte.

Auch wenn viele der Aktivitäten sich wie langweilige “Sammel”-Aufgaben anhören, wissen auch diese Tätigkeiten zu überzeugen. Werden beispielsweise Hasenfleisch oder anderes Fleisch von Wildtieren verlangt, muss man diese natürlich erst einmal Jagen gehen. Hierzu muss gesagt werden, dass Wildern allen außer den Meisterjägern verboten ist und mit Geld- oder Haftstrafen geahndet wird, insofern man erwischt wird. Das Jagen beziehungsweise das Bogenschießen an sich bedarf einer Menge Übung. Dazu aber später im Kampf-Absatz mehr. Die Nebenquests können sich ziemlich in die Länge ziehen, je nachdem, welche Nebenquest man machen möchte. Dies gilt vor allem für Quests, welche weitere Nebenquests beinhalten, die gemacht werden müssen, um erstere abschließen zu können.

Besonders genial fanden wir auch die Idee, für manche Quests Geräusche mit einzubeziehen. Dies macht sich unter anderem bei dem Questbeginn bemerkbar. Jede Quest wurde sowohl mit Texten versehen, als auch mit einer Sprachausgabe. In manchen Nebenquest werden bei dem Gespräch am Anfang Tipps oder Hinweise gegeben, die in dem Questlog dann nicht mehr sichtbar sind. Daher sollte man entweder den kompletten Beginn der Quest anhören oder zumindest durchlesen, um dann nicht Probleme beim Erfüllen der Quest zu haben. Außerdem gibt es beispielsweise eine Quest, in welcher man Nachtigallen einfangen muss. Dies funktioniert nur an ganz bestimmten Stellen in einem Wald und wenn man diese Stelle erreicht hat, hört man dies anhand des Gesanges der Vögel. Nun einfach die Käfige aus dem Inventar auf den Boden werfen, eine Stunde im Spiel warten und voila! Der Vogel wurde eingefangen und man kann den Käfig aufheben. Die Zeit überspringen kann man im Spiel natürlich durch eine Funktion auch. Aber Achtung: Ohne den passenden Skill sinkt eure Energieanzeige und der Hunger steigt. Sorgt also dafür, dass ihr ausgeruht und satt seid oder entsprechende Tränke und Nahrungsmittel mit euch tragt.

Das besondere an Kingdom Come: Deliverance ist aber wie bereits erwähnt der Realismus. Dies äußert sich weitgehend bei dem weiteren Verlauf einer Quest, wenn man unterschiedliche Aufgaben erledigt. Bei den meisten Quests gibt es viele Lösungswege. Wählt man hier beispielsweise einen leichteren aus, kann es passieren, dass man eine Quest verpasst. Ferner kann man Quests auch ablehnen, wenn man diese nicht machen will. Bedenkt aber immer, dass man so auch viel verpassen kann. Und sei es nur eine Videosequenz, in welcher Heinrich sich mit einem Pfarrer besäuft und anschließend mit dem anderen Geschlecht zu Gange ist und sich am Morgen an so gut wie nichts mehr erinnern kann. Zu lachen hat man auf jeden Fall viel bei einigen der vielen vorhandenen Quests.


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