THE CLEANERS – Filmkritik

Gegen physischen Müll hilft bekanntlich nur die Müllabfuhr, das weiß praktisch jeder Mensch. Die wenigsten Menschen machen sich jedoch darüber Gedanken, was mit dem virtuellen “Müll” geschieht, welcher minütlich, wenn nicht sogar sekündlich, im Internet und im speziellen über die sozialen Netzwerke gepostet wird. Viele wissen auch nicht, dass es Personen gibt, deren Arbeit es ist, stundenlang auf den Monitor zu schauen und in wenigen Sekunden entscheiden müssen, ob ein Beitrag veröffentlicht bleiben darf oder ob dieser gelöscht werden muss. Um genau dieses Thema geht es in der Dokumentation “The Cleaners”. Wir haben uns die Dokumentation angeschaut, um euch darüber berichten zu können!

Virtuelle Müllabfuhr

Über 10.000 Menschen arbeiten als sogenannte Cleaner, welche dafür zuständig sind, die Netzwerke sauber zu halten. Dies geschieht vor allem in Manila, also auf den Philippinen. Hier findet man das größte Löschzentrum, aber im Film erfährt man auch, dass es in anderen Ländern kleinere gibt. Ferner erfährt man auch, dass die Arbeit eigentlich unter die Geheimhaltung fällt. Sollten die “Informanten” auffliegen, würde es großen Ärger geben und der Auftraggeber könnte einen Auftrag komplett zurückziehen, was natürlich auch zu einem Verlust führen würde. Damit die Menschen nicht mit ungeeigneten Inhalten in Berührung kommen, agieren die Cleaners und löschen eben solche Inhalte sofort. Dies betrifft beispielsweise Twitter, Facebook, Instagram oder auch Twitter und für jede Entscheidung stehen ihnen nur 2-3 Sekunden zur Verfügung.

“The Cleaners” stammt von den deutschen Regisseuren Hans Block und Moritz Riesewieck. Für ihre Dokumentation gelang es ihnen, einige dieser “Content Moderatoren” zum Reden zu bringen und vieles, was diese erfuhren, dürfte auch für andere Menschen schwer verdaulich sein. Einer dieser Cleaner erklärt beispielsweise, dass er diesen Job seit gut 6 Jahren durchführt und täglich beinahe 25.000 Beiträge überprüft. Dies geschieht über einen simplen Mausklick und die Befehle “Delete” und “Ignore”. Ist ein Beitrag in Ordnung, darf er ignoriert werden. Falls dies nicht der Fall ist, weist der Befehl “Delete” den Computer zur Löschung an. Man erfährt nicht, wieviel die Menschen mit dieser Arbeit verdienen. Aber durch Zwischenschaltungen von anderen Firmen und nicht ganz “legalen” Mitteln, werden diese als billige Arbeitskräfte wortwörtlich ausgenutzt.

Natürlich unterscheiden sich die nicht erlaubten Inhalte auch voneinander. Es gibt leichtere “Verstöße” wie Genitalien oder andere Fotos, Kunstwerke, unerlaubte Karikaturen oder ähnliches. Aber auch extreme Verstöße bekommen diese Cleaner zu sehen. Hierbei handelt es sich natürlich auch um kinderpornografische Bilder, Enthauptungsvideos aus dem Irak oder andere schwer verdauliche Inhalte, was nicht jeder Mensch aushalten kann. Einer dieser interviewten Personen erging es genau so und diese bekam von ihrem Chef nur mitgeteilt, dass dies ihr Job wäre und sie damit klar kommen müsse, da sie einen Vertrag unterzeichnet habe.

Ein weiteres Beispiel wäre ein Mitarbeiter, welcher schon über 100 Enthauptungsvideos gesehen hat und nun schon erkennen kann, ob es sich um ein stumpfes oder ein scharfes Schwert bzw. Messer gehandelt haben muss. Einen kleinen Teil der bereits geprüften Entscheidungen werden von einem Vorgesetzten noch einmal angeschaut und überprüft, ob die Entscheidung gerechtfertigt wäre.

Abmildernde Wirkungen der erschreckenden Informationen

Neben den erschreckenden Bildern und Informationen werden auch Bilder von Manila bei Nacht oder Kunstwerke gezeigt, welche die extreme Wirkung wohl etwas abfangen soll. Aber auch einige Bilder, welche gelöscht werden, können sich innerhalb kürzester Zeit schon weiterverbreiten. Hier wird ein eher seltsames Bild von einem gezeichneten Donald Trump von dem Künstler bzw. der Künstlerin in Facebook innerhalb kürzester Zeit weitergeteilt, sodass sogar der Präsident selbst dazu in einer Debatte indirekt Stellung bezogen hat. Die Folge dieses Bildes mündete in die Löschung der sozialen Kanäle des Künstlers.

Neben den “Content Moderatoren”, welche logischerweise mehr oder weniger die “Hauptdarsteller” in dieser Dokumentation sind, kommen auch Experten zu Wort, die auf diese Aufgaben und die Hintergründe eingehen. Ein amerikanischer Uniprofessor ist beispielsweise nicht der Meinung, dass Facebook wirklich viel von dem Mediengeschäft und den Hintergründen dazu versteht. Auch sieht man Ausschnitte von Mark Zuckerbergs Auftritten, diverse Aussagen seinerseits und auch “verstörende” Aufnahmen der “Russia & 2016 Investigations” Konferenz.

Beispielsweise wird hier gesagt, dass allein tausende Mitarbeiter dafür zuständig sind, terroristische “Posts” auf Facebook zu verhindern und 150 sogar nichts anderes tun, als dies. Es ist erschreckend, welche Ausmaße diese Thematik inzwischen angenommen haben muss, dass soviel Menschen dafür zuständig sein müssen und gleichzeitig beruhigend, dass dies deshalb die Nutzer so etwas nicht mitbekommen müssen.

“Schwere” Arbeit, schlechte Bezahlung

Traurig ist jedoch der Hintergrund dieser ganzen Angelegenheit. Auch wenn es erschreckend ist, was für Inhalte teilweise im Internet kursieren oder gepostet werden, zeigt der Film auch, wer genau die Aufgaben eines Cleaners übernimmt oder übernehmen muss. Hier handelt es sich meist um Menschen, welche keine Wahl hatten und nur die Wahl haben, diesen Job anzunehmen oder als Müllsammler zu arbeiten, was natürlich das unterste Ende der “Nahrungskette” darstellt. Jedoch muss man hier sagen, dass der Job mit Sicherheit nicht gut bezahlt wird.

Beispielsweise erfährt man in “The Cleaners” auch, dass Facebook beispielsweise als Haupthilfsmittel dazu genutzt wurde, um die Hetze gegen Minderheiten in Rohingya voranzutreiben, womit man diese verfolgen und aus dem Land vertreiben konnte. Auch beschwert sich ein Politaktivist darüber, dass in Facebook Aufnahmen von beispielsweise Luftanschlägen gelöscht werden und damit Dokumentationen über solche “Aktionen” nur schwer erstellt werden können.

“The Cleaners” zeigt definitiv die dunkle Seite des Internets und speziell die dunkle Seite der sozialen Medien. Hier wird dem Zuschauer klar, dass auf Facebook eben nicht nur alltägliche Informationen gepostet oder Bilder geteilt werden, sondern auch extreme Inhalte ihren Weg ins Internet finden. Auch wird bewiesen, dass Mark Zuckerberg im Unrecht ist, wenn er behauptet, dass solche sozialen Netzwerke die Welt zu einem besseren Ort machen. Das ist aber leider oft nicht der Fall.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Unsere Gesamtbewertung
Bewertung
88 %
QuelleThe Cleaners
Vorheriger ArtikelEVERSPACE – Test / Review (PS4)
Nächster ArtikelAOC kündigt 144 Hz Mainstream-Gaming-Monitor mit AMD Radeon FreeSync und 1 ms Reaktionszeit an
Bevor ich das neue Online-Gamingmagazin Alpha-Omegagaming mit aufgebaut habe / am Aufbauen bin, war ich ca. 2 Jahre bei Game2gether als Redakteur dabei. Toni und ich haben uns nach reichlicher Überlegung dazu entschlossen, ein eigenes Magazin auf die Beine zu stellen. Meine Interessen liegen hauptsächlich im MMO und RPG Bereich.
the-cleaners-filmkritikDer Dokumentationsfilm "The Cleaners" zeigen dem doch oft ahnungslosen Nutzer der sozialen Medien einmal die extreme Schattenseite eben jener Plattformen. Es wird schonungslos gezeigt oder auch erzählt, was für abscheuliche Inhalte ihren Weg ins Internet finden, in den meisten Fällen sogar noch als Bilder. Genau diese sortieren diese "Content Moderatoren" aus. The Cleaners ist eine spannende, wenn auch erschreckende Dokumentation über das geheime Leben der Content Moderatoren und es werden auch die "Auswirkungen" dieser Arbeit gezeigt. Ferner soll der Film den Zuschauern zeigen, dass man nicht "blind" durch die virtuelle Welt der sozialen Medien spazieren sollte und es zeigt wieder einmal mehr, dass es viele Inhalte gibt, die der normale Nutzer zum Glück nicht zu sehen bekommt. Unserer Meinung nach haben die Regisseure hier sehr gute Arbeit geleistet und wir empfehlen den Film auf jeden Fall weiter.