Zeit – was ist das eigentlich? Während dem Zocken oder auch bei jeder anderen Tätigkeit, die man gerne ausübt, scheint sie zu Verfliegen. Im Spiel selbst läuft sie einem gerne mal davon und bei unleidlichen Arbeiten könnte man meinen, dass sie einfach still steht. Kein Wunder also, dass das sprichwörtliche „Spiel mit der Zeit“ auch ein gern genutztes Element der Spieleprogrammierer ist.
Am Beispiel der Super Mario Bros. lässt sich der Einsatz von Zeit als Druckmittel ganz gut erklären. Immerhin kennen die meisten von uns dieses kleine Panikgefühl, wenn die unerbittlich tickende Zeitanzeige unter 100 Sekunden rutscht und die Musik an Tempo gewinnt. Die zeitliche Begrenzung eines Levels wird auch in aktuelleren Spielen noch gerne genutzt. Sogar die New Super Mario Bros. kämpfen immer noch gegen die Zeit.
Um „Zeitdruck“ einer etwas anderen Sorte geht es natürlich bei den verschiedenen Racing-Games. Gerade in diesem Genre ist letztlich die Zeit der wahre Gegner.
Zeitsprünge und -manipulation – Die Zeit als Stilmittel
Hier fällt einem mitunter die Max-Payne-Reihe mit der stilvollen Bullettime ein. Diese verlangsamt das Geschehen für den Spieler auf Zeitlupentempo. Nun lassen sich angreifende Gegner beinahe schon „in aller Ruhe“ ausschalten.
Eine weitere Variante der Zeitverlangsamung finden wir in Spielen wie Fallout 3, aber auch in Call of Duty: Modern Warfare 2. Diese geschickt eingesetzte Verlangsamung ermöglicht es dem Spieler u. a. gezielte Angriffe vorzubereiten und zunächst einmal das Szenario zu überblicken.
Gerne wird auch mit der Zeit gespielt um z.B. dem Helden den vorzeitigen Bildschirmtod zu ersparen. Ein populäres Beispiel ist hier der Prince of Persia mit der Sands of Time-Trilogie.
Weitere Beispiele finden sich in Spielen wie z. B. Singularity und Timeshift. Auch hier werden durch die verschiedenen Arten von Zeitmanipulation Gegner erledigt und auch Rätsel gelöst.
Zeitreisen
Der Klassiker schlechthin wenn es um das Thema Zeitreise geht, dürfte Command & Conquer: Alarmstufe Rot sein. An der Seite von Albert Einstein geht es zurück durch die Zeit, um den Zweiten Weltkrieg zu verhindern. Gleichzeitig wurde mit Command & Conquer das Zeitalter der Echtzeit-Strategiespiele eingeleitet.
Während die Filmreihe Zurück in die Zukunft im Genre der Zeitreise-Abenteuer den absoluten Kultstatus erlangt haben, brachten es die den Filmen nachempfundenen Spiele nur auf einen geringen Beliebtheitsgrad. Aber bei Thema „Zeitreise“ darf die Reihe eben nicht unerwähnt bleiben.
Einen durchaus besseren Vertreter des Genres, wenngleich auch eher den älteren PC-Spielern bekannt, ist Day of the Tentacle aus dem Jahr 1993. Die Zeitreise einiger Nerds soll die Weltherrschaft eines machthungrigen Tentakels verhindern. Das Point-and-Click-Adventure von Lucas Arts hat auch heute noch eine große Fangemeinde und vereint das Thema Zeitreise mit viel schrägem Humor.
Weniger lustig, dafür aber mit viel Herz und Verstand muss die „Superkraft“ der Titelheldin aus Life is Strange eingesetzt werden. Diese besondere Fähigkeit erlaubt es der Protagonistin die Zeit bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzudrehen um dann in das bereits Geschehene einzugreifen. Dies hilft der Titelheldin bei der Bewältigung der Story und verschafft ihr natürlich einige Vorteile.
Eine eher unfreiwillige Zeitreise unternimmt der junge Assistent von Professor Layton in Professor Layton und die verlorene Zukunft für den Nintendo DS. Als mysteriöser Briefeschreiber schickt er den Professor und sein eigenes Vergangenheits-Ich in ein sprichwörtlich rätselhaftes Abenteuer.
In The Legend of Zelda: Ocarina of Time wird der Held Link durch ein magisches Musikinstrument sogar zum „Helden der Zeit“. Die Okarina versetzt ihn in die Lage, durch die Zeit zu reisen.
Die Zeit am Handgelenk
Einen vollständig anderen Ansatz zum Thema Zeit ist auch der Einsatz von Uhren in Videospielen. Während wir bei Super Mario 64 durch die große Standuhr im zweiten Stockwerk des Schlosses den Level „Tick-Tack-Trauma“ erreichen können, fällt dem langjährigen Gamer auch immer wieder gerne das Agentenspiel „Goldeneye“ für das N64 ein. In der Rolle des Geheimagenten 007 erlebt der Spieler die Story des gleichnamigen Films und muss mit seiner für Geheimagenten modifizierten Tag Heuer Luxus Uhr immer wieder kreative Auswege finden.
Überhaupt symbolisiert kaum ein anderer Gegenstand den Begriff „Zeit“ wie eben eine Uhr. Kein Wunder also, dass es genau dieser Gegenstand ist, der auch gerne als Hilfsmittel in Spielen eingesetzt wird.
Das Ganze funktioniert übrigens auch in die andere Richtung. So werden durchaus auch Uhrendesigner von Videospielen inspiriert, wie wir in unserem kürzlich veröffentlichten Artikel eindrucksvoll präsentieren konnten.
Speedrunner
Zu guter Letzt muss beim Thema Zeit auch noch der oft nur mit offenem Mund und ehrfürchtigem Staunen bewältigte Speedrun auf unsere Liste. Der Speedrunner hat die Zeit selbst zum Gegner erklärt. Das Spiel selbst rückt dabei schon beinahe in den Hintergrund. So werden ganze Spiele in Rekordzeit „weggehämmert“ und dem verblüfften Publikum in Echtzeit-Videos präsentiert. Während der Normal-Spieler schon mal 30 oder 40 Stunden Gesamtspielzeit mit der Bewältigung eines Games benötigt, rennen die Speedrunner in kürzester Zeit zum Ziel. Ein prominentes Beispiel ist einmal wieder Super Mario 64. Immerhin muss der Spieler satte 120 Sterne ergattern und auch noch etliche Bosse erledigen um den Siegerkuchen von der Prinzessin zu erhalten. Die Bestzeit für diese Leistung liegt derzeit bei 1 h 37 min 50 sec.
Das Video zum Weltrekord gibt es natürlich auch noch zu sehen:
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Wieviel Zeit der Rekordhalter tatsächlich gebraucht hat um das Spiel so gut zu beherrschen, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Die Speedrunner-Gemeinde betrachtet ihr Hobby immerhin als Sport. Und wie bei jeder anderen Sportart heißt die Devise schlichtweg üben, üben, üben.
Was bleibt
Die Liste um das Spiel oder auch um die Spiele mit der Zeit lässt sich noch beliebig lang erweitern. Immerhin ist Zeit etwas, mit dem wir uns alle auseinandersetzen müssen. Im echten Leben, aber auch gerne in Spielen. Die Frage „Was ist Zeit?“ lässt sich recht einfach mit Albert Einsteins Aussage „Zeit ist relativ“ beantworten. Doch während er damit feststellen wollte, dass Uhren unterschiedlich schnell laufen, wenn sie sich mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten durch den Raum bewegen, ist es für den Nicht-Physiker lediglich ein kleiner Trost hinsichtlich der Spuren, welche die Zeit bei uns allen hinterlässt. Doch so viel Pathos sollte hier eigentlich gar nicht zum Einsatz kommen.
Daher fassen wir es doch lieber ganz anders zusammen: Genießt die Zeit mit Eurem liebsten Hobby, verbringt viel Zeit mit Eurer Familie und Freunden und macht auf Eure ganz eigene Art das Beste aus Eurer Zeit.