(Quelle: Constantin Film)

Charlotte Roche ist zweifelsohne das, was man „eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens“ nennt: Während die einen sie vergöttern, wird sie von den anderen mit ebenso großer Hingabe angefeindet, und spätestens seit dem Erscheinen ihrer beiden Romane „Feuchtgebiete“ und „Schoßgebete“ ist ihr Name bei niemandem mehr unbekannt.

Am 18. September 2014 kommt die Verfilmung ihres zweiten Buches SCHOSSGEBETE in die deutschen Kinos. Aus diesem Anlass beantwortete die Autorin einige Fragen zu Film und Buch.

War es schwierig für Sie, einen so persönlichen Stoff in fremde Hände zu geben?

Jeder Autor geht damit anders um. Manche wollen unbedingt am Drehbuch mitarbeiten, Regie führen oder die Hauptrolle spielen. Ich nicht. Ich kann mich nicht immer weiter mit meinem alten Buch beschäftigen. Schon das Schreiben und die Veröffentlichung haben mich ausgesaugt, sodass ich lieber meine Energie in die Zukunft und in ein neues Buch stecke. Ich bin keine Regisseurin, ich bin keine Drehbuchautorin. Was ich kann, ist Bücher schreiben. Was die anderen jetzt machen, ist deren Kunstwerk aus meinem Roman. Dieser Gedanke hilft mir beim Loslassen.

Bei Ihren Büchern hat man den Eindruck, dass sie aus ganz unterschiedlicher Motivation heraus geschrieben wurden.

Ich kann keine Geschichte über Mönche aus dem 15. Jahrhundert schreiben. Ich kann nur schreiben, was mich im Moment bewegt. Das waren bei „Feuchtgebiete“ diese ganze Körperlichkeit, die Themen Scham und Ekel und gesellschaftlicher Hygienezwang, danach war eben Therapie ein großes Lebensthema. Schreiben ist für mich therapeutisch. Meine echte Therapeutin sagt immer: „Bitte nichts veröffentlichen! Das reißt alte Wunden auf, das ist nicht gut!“ Aber ich schreibe nur, damit das auch gelesen wird. Es gehört einfach dazu, dass jemand das Buch lobt oder darüber richtig wütend wird. Die Leute regen sich gerne darüber auf, dass ich alles gleich offen behandele, Sexualität, Mutterschaft, Trauma, Therapie. Für mich ist es genauso befremdlich, wenn ein Autor über Familie und Beziehungen schreibt, aber den Sex weglässt. Alle haben Sex, und die, die keinen haben, hätten gerne welchen.

Ihre Kritikerinnen finden es schlimm, dass sich Ihre Hauptfigur den Wünschen des Mannes „unterwirft“.

Vielleicht ärgern sich Feministinnen einfach darüber, dass die Frauen noch nicht so weit sind, wie sie das gerne hätten. Und wenn man mit einem Mann verheiratet ist und mit ihm Sex haben möchte, dann funktionieren die fortschrittlichen Forderungen der Feministinnen im Bett vielleicht nicht. Die Frauen regen sich dann darüber auf, dass ein Rückschritt beschrieben wird. Aber der steckt doch noch in jeder Frau drin: Wir haben die 50er-Jahre-Oma auch in uns, wir sind nicht nur von den 90ern und 2000ern geprägt. Ich sehe mich als Tochter der 70er-Jahre-Frauenrechtsbewegung. Natürlich gibt es jetzt nicht mehr diese ganz großen Themen, die es damals gab. Aber wenn es heutzutage noch immer so ist, dass eine Frau in Deutschland 25 Prozent weniger verdient als der Mann neben ihr im Büro, der das Gleiche gelernt hat, dann kann man nicht davon ausgehen, das alles okay ist. Warum ist das nicht gesetzlich verboten?

Über den Film:

Kindererziehung, Biokost und Therapie gehören genauso zu ihrem Alltag wie gemeinsame Bordellbesuche mit ihrem Mann: SCHOSSGEBETE erzählt radikal offen, selbstbewusst und voll grimmigem Witz die nicht ganz alltägliche Geschichte von Elizabeth Kiehl. Die junge und hochneurotische Frau Anfang 30 macht sich um alles und jeden permanent Sorgen. Nur bei einer einzigen Tätigkeit ist sie völlig entspannt und angstbefreit: beim Sex. Deshalb ist der ihr auch so wichtig. Elizabeth will allen Rollen gerecht werden, sie will nicht nur perfekte Mutter sein, sondern auch perfekte Ehefrau und Liebhaberin. Ein Anspruch, der ziemlich zermürbend sein kann, und bei dem Humor durchaus hilfreich ist …

In der Hauptrolle als Protagonistin „Elizabeth Kiehl“ ist Lavinia Wilson (LULU & JIMI, „Rosa Roth“) zu sehen. Für die Rolle ihres Ehemanns „Georg“ stand Jürgen Vogel (GNADE, MÄNNERSACHE) vor der Kamera, Juliane Köhler („Klimawechsel“, DAS BLAUE VOM HIMMEL) verkörpert die Therapeutin.

SCHOSSGEBETE ist eine Produktion der Constantin Film und LittleShark Entertainment in Koproduktion mit WDR/arte und Gerhard Lidl Film. Produzenten sind Tom Spieß und Oliver Berben, der auch das Drehbuch verfasst hat. Executive Producer ist Martin Moszkowicz. Der Film wurde gefördert von Film- und Medienstiftung NRW, DFFF, FFA und FFF Bayern.

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Quelle: PM

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